Eine Karriere nach der Pensionierung

28 Jahre hat Tyna im Medienzentrum in München gearbeitet bevor sie im Alter von 65 Jahren pensioniert wurde. Sie mochte ihre Arbeit im Medienzentrum, sie schätzte ihre Kollegen und ihre große Selbständigkeit. Und dennoch sagt sie heute: „Ich war die ganzen 28 Jahre auf der Suche nach dem, was meins ist“.

Wenige Jahre vor ihrer Pensionierung stieß Tyna auf das Radio Lora. Als politisch engagierter Mensch hörte sie jeden Nachmittag auf der Heimfahrt den freien Sender mit seinen ausführlichen Beiträgen. Und irgendwann wusste sie, „da will ich arbeiten!“.
Gesagt, getan! Nur wenige Wochen nach ihrer Pensionierung rief sie bei Radio Lora an und bewarb sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit. „Kommen sie vorbei“, war die Antwort. Das alles ist einige Jahre her, denn inzwischen ist Tyna 72 Jahre alt und seit 7 Jahren bei Radio Lora. Und das mindestens zwei bis 3 Tage die Woche und oft noch länger.

Heute produziert sie eigenverantwortlich einstündige Magazinsendungen über Themen die sie interessieren. Dazu gehören Sendungen über Inklusion, Filmmusik, Migration oder Edward Snowden. „Radio Lora ist mein Leben“, sagt Tyna und strahlt. Sie hat beim Radio Lora nicht nur eine begeisternde Aufgabe gefunden, sondern ein soziales Umfeld, das ihr Leben bereichert. Wie es in den nächsten Jahren weitergeht ist doch klar, „bei Radio Lora!“

TITOS BRILLE von Adriana Altaras

Die Gründe für Veränderungen im Leben sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich. Die Berliner Schauspielerin Adriana Altaras wurde nach dem Tod ihrer Eltern mit ihrer Familiengeschichte konfrontiert. Das änderte den Blick auf die Vergangenheit und letztlich auch das Leben von Adriana Altaras. Die Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras hat mit „Titos Brille“ eine unterhaltsame, anregende und weise Geschichte ihrer jüdischen Familie geschrieben. Das Buch, das in der FAZ als „leidenschaftlich heiter“ beschrieben wurde, ist ein Bestseller. Der Bestseller wurde verfilmt. In dieser Woche kommt er in die Kinos.

Die Eltern von Adriana Altaras lebten in Jugoslawien, kämpften als Partisanen gegen die Faschisten, gerieten später mit dem sozialistischen Staat in Konflikt und kamen schließlich auf nicht unkomplizierten Wegen mit der kleinen, in Zagreb geborenen Tochter nach Hessen. Der Vater arbeitete als Oberarzt am städtischen Klinikum, die Mutter war Architektin. Sie nahmen die deutsche Staatsbürgerschaft an und gründeten in Gießen, wo sie sich niederließen, 1978 eine Jüdische Gemeinde. Nach dem Tod der Eltern wurde Adriana Altaras, zur Auseinandersetzung mit ihrer Herkunft gezwungen, als sie die Wohnung der Eltern erbte, die seit 40 Jahren nicht mehr ausgemistet wurde.

Fassungslos kämpft sich die Erzählerin durch kuriose Hinterlassenschaften, bewegende Briefe und uralte Fotos. Dabei kommen nicht nur turbulente Familiengeheimnisse ans Tageslicht. Auch die Toten reden von nun an mit und erzählen ihre eigenen Geschichten.

Die Kapitel heißen „Der Rabbi mit der Aldi-Tüte“, „Wer wegwirft, ist ein Faschist“ oder „Bar jeder Mizwa“ und sind mit wunderbar leichter Hand und furchtlosem Humor geschrieben. Angereichert mit ungenierten Witzen (“Werden alle Juden klug geboren? Nein! Aber die Dummen lassen wir gleich taufen . . .“)erzählt Adriana Altaras das „Chaos“ ihrer Familie und das ihres eigenen Lebens.

Der Dokumentarfilm über Adriana Altaras, ihren ungewöhnlichen Lebensweg und ihre jüdische Familie kommt in dieser Woche in die Kinos.

TITOS BRILLE Trailer (HQ)